Wenn Sie mit den Zähnen knirschen oder pressen – in der Fachsprache wird dies als Bruxismus bezeichnet – hinterlässt dies Spuren an Zähnen und Zahnfleisch: Die Zähne erscheinen an den Schneidekanten abgeschliffen, durchsichtig oder fransig. Das Zahnfleisch geht zurück, wodurch die Zähne länger erscheinen und die Zahnhälse empfindlicher werden. Oft sind Abdrücke der Zähne am Zungenrand zu erkennen – weil die Zunge ständig gegen die Zähne gepresst wird. Einige Patienten beschreiben sogar ein Kribbeln oder Brennen der Zunge.
Wenn das Zähneknirschen und Pressen über längere Zeit anhält, hat dies negative Folgen für die Kiefergelenke, da diese ständigen unnatürlich hohen Kräften ausgesetzt sind. Die Kiefergelenke schmerzen, knacken oder reiben bei jeder Bewegung, die Mundöffnung ist eingeschränkt. Auch kommt es vor, dass der Patient den Mund nach weiter Mundöffnung, beispielsweise nach dem Gähnen, plötzlich nicht mehr schließen kann.
Kiefergelenksschmerzen werden oft mit Ohrenschmerzen verwechselt, da die Kiefergelenke in unmittelbarer Nähe zu den Ohren sitzen. Bevor sie mit Ohrenschmerzen beim HNO-Arzt vorstellig werden, können sie selbst relativ einfach testen, ob es sich dabei doch um Kiefergelenksschmerzen handelt. Drücken Sie mit beiden Zeigefingern etwa einen Zentimeter vor den Ohren auf die Kiefergelenke. Öffnen und schließen Sie den Mund währenddessen mehrmals. Sollte dies unangenehm, schmerzhaft oder mit einem Knackgeräusch verbunden sein, sollten Sie sich in unserer Praxis vorstellen.
Durch ständiges Zähneknirschen und Pressen werden auch die großen Kaumuskeln im Schläfen- und Wangenbereich stark belastet. Sie übersäuern, wodurch sich Schmerzen wie bei einem Muskelkater einstellen. Mit der Zeit werden sie dicker und kräftiger, der Druck beim Knirschen und Pressen nimmt weiter zu und ebenso die Beschwerden, wie z.B. Schläfenkopfschmerz. Störungen im Bereich der Kaumuskulatur können sich auf die Muskulatur des Halses, der Schulter, der Arme und des Rückens auswirken, Verspannungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. Leider werden diese Beschwerden oft nicht mit den Zähnen in Verbindung gebracht. Betroffene haben oft eine Ärzteodyssee hinter sich, ohne dass die Ursache gefunden wird. Kieferfehlstellungen können zudem die Statik der Wirbelsäule und des Beckens beeinträchtigen. Die Folge sind nicht zuletzt Bandscheibenprobleme und ein Beckenschiefstand, was wiederum zu ungleichen Beinlängen und Haltungsschäden führen kann.
Ursachen des Zähneknirschen
Zähneknirschenkann von allem ausgelöst werden, was vom normalen Zusammenbiss der Zähne abweicht: Zahnwanderungen und Kippungen der Zähne nach Zahnverlust, zu hoch oder falsch gestaltete Füllungen und Zahnersatz, eine unregelmäßige Zahnstellung nach kieferorthopädischer Behandlung, aber auch genetisch bedingte Entwicklungsstörungen der Kiefer.
Nicht jeder, der falsch stehende Zähne oder Kiefer hat, knirscht. Viele Menschen leben völlig beschwerdefrei. Bruxismus kann aber auch andere Ursachen haben – z.B. Stress und seelische Belastung. Manche Menschen knirschen nur kurzzeitig vor einem wichtigen Ereignis, beispielsweise einer Prüfung. Ist die Prüfung vorbei, verschwinden auch Knirschen und Pressen wieder.
Wenn sich belastende Erlebnisse jedoch häufen oder andauern, versucht die Psyche, die Dauerbelastung im Schlaf zu verarbeiten, was Zähneknirschen verursachen kann.
So helfen wir Ihnen
Zunächst befragen wir Sie zu Ihren Beschwerden und eventuellen Hintergründen. Im Anschluss erfolgt eine gründliche Untersuchung der Zähne, der Kieferstellung, der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke. In manchen Fällen sind dafür bestimmte instrumentelle Analysen der Kieferbewegungen mit speziellen Geräten erforderlich.
Zahnschienen gegen Bruxismus
Eine Sofortmaßnahme ist die sogenannte Aufbissschiene. Das ist eine speziell gestaltete Kunststoffschiene, die meist im Oberkiefer getragen wird– vor allem nachts, in bestimmten Fällen kann das Tragen der Schiene auch tagsüber notwendig sein.
„Es gibt verschiedene Varianten solcher Schienen, die wir individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt auswählen.“
Durch das Tragen der Schiene sollen Störkontakte ausgeglichen, der Unterkiefer in eine stabile und eindeutige Position gebracht sowie Kiefergelenke und Kaumuskulatur entlastet werden. Lassen sich das Zähneknirschen und Pressen aufgrund von Stress oder seelischer Belastung nicht so schnell abstellen, soll nicht die Zahnhartsubstanz, sondern ausschließlich das Material der Schiene abgerieben werden.
Mithilfe dieser einfachen Sofortmaßnahme kann oft eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Im Anschluss an die Schienentherapie müssen vorhandene Störkontakte und Fehlstellungen dauerhaft korrigiert werden – beispielsweise durch neue Füllungen, exakt sitzenden Zahnersatz oder eine kieferorthopädische Behandlung, um zu verhindern, das die Beschwerden wieder auftreten.
Anleitung zu Massagen und Übungen
Wenn die Kaumuskeln durch Knirschen und Pressen übersäuert und verhärtet sind, können Sie durch Eigenmassagen diese Muskeln wieder entspannen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie solche Übungen durchführen können.
Überweisung an Orthopäden, Physiotherapeuten, Osteopathen
In einigen Fällen ist eine begleitende Therapie durch Kieferorthopäden, Orthopäden, Physiotherapeuten und Osteopathen empfehlenswert. Wir arbeiten bei Bedarf interdisziplinär mit entsprechenden Kollegen zusammen.